transience

2024-2025

4 x 17,8cm x 24cm | 35mm s/w Analogfotografie, Handabzüge auf PE-Papier

Die Motive dieser vierteiligen Reihe wurden 2024 in Norwegen am Preikestolen aufgenommen. Bei späteren Arbeiten mit den Film-Negativen wurden diese chemisch beschädigt. Die Beschädigungen äußern sich durch großflächige, fleckige Verfärbungen.

Das eigentümliche Aussehen der Negative inspirierte mich zu dieser Arbeit, in der ich mich mit Flüchtigkeit und Transienz ausseinandersetze.

Die Verfärbungen wirkten wie neue, abstrakte Objekte, die fotografiert wurden. Ich entschied mich deshalb dafür, von diesen beschädigten Negativen erneut Abzüge zu entwickeln. Die Inspiration durch die Flecken auf den Negativen möchte ich für Betrachter:innen erlebbar machen. Im weiteren Verlauf invertierte ich deshalb die Bilder nochmal, um das Erscheinungsbild der Beschädigungen der Negative auf Papierabzügen wiederzugeben. Durch die Inversion möchte ich die optischen Unterschiede zwischen Original und Abbild unterstreichen.

Die invertierten Abzüge sind für Betrachter:innen ein Blick hinter die Kulisse, sozusagen mit ins Labor, und sollen den künstlerischen Prozess im Labor in den Ausstellungsraum holen. Der kreative Prozess spiegelt meine Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit und der Veränderung von Bildern wider. Der gesamte Entwicklungsprozess wurde analog durchgeführt, die Abzüge sowie ein Teil der Film-Negative wurden von mir selbst entwickelt.

Wie schon der Titel andeutet, thematisiere ich in dieser Arbeit Transienz. Blickpunkt der einzelnen Motive sind die großflächigen Fehler der Bilder.

Die Flüchtigkeit, die ich durch die Beschädigung der Negative feststellen konnte, ist in einer zunehmend digitalen Welt eine Eigenschaft unserer selbst, die immer mehr aus dem Fokus rückt. Digitale Fotos vergilben z. B. nicht, und sie können unendlich oft und exakt reproduziert werden. Exakte Reproduktionen sind bei Handabzügen auch beim genausten Arbeiten unmöglich, die Abzügen werden sich immer in kleinen Nuancen unterscheiden. Die Abzüge und Negative sind nicht für die Ewigkeit, auch wenn sie bei einer guten Lagerung viele Jahrzehnte überdauern können. Das Medium der analogen Fotografie ist ebenfalls schwindend. Mit der Entwicklung von Digitalkameras ist analoge Fotografie im Vergleich aufwendig und teuer geworden, wodurch die analoge Fotografie in vielen Bereichen an Bedeutung verliert.

Mit Fotografien schaffen wir Abbilder von Momenten. Von Anfang an sind diese keine perfekten Reproduktionen, aber mit der Zeit entfernt sich das Abbild immer weiter vom ursprünglichen Moment der Aufnahme. Wir sehen Alterserscheinungen und andere ungewollte Veränderungen oft als Fehler an, in der Arbeit transience werden diese „Fehler“ der Fokus des Werkes. Die Flecken und Sprenkel können von Betrachter:innen ganz unterschiedlich interpretiert werden, ähnlich wie Sternbilder oder Wolken.

transience fordert Betrachter:innen auf, bewusst die Gegenwart wahrzunehmen, anstatt die Gegenwart in die Zukunft mitnehmen zu wollen.